Die Idee, für den Sender HBO eine Miniserie namens Rom zu entwickeln, entstand 1998, als Executive-Producerin Anne Thomopoulos, damals Senior Vice President im Bereich Programmredaktion Ich, Claudius, Kaiser und Gott sah. Er inspirierte sie dazu, einen Film für HBO zu machen, der dem heutigen Publikum ebenso kühn erscheint wie die BBC-Serie den Zuschauern 1976. Die Geschichte war so vielschichtig, erinnert sie sich, dass ich wie gebannt war. Sie umfasste alle wichtigen geschichtlichen Daten, war intelligent geschrieben und sehr überzeugend und ansprechend umgesetzt. Aber viel wichtiger als die geschichtlichen Details war die Lebendigkeit der Figuren. Ich war emotional und intellektuell von dieser Geschichte gefangen genommen. Zusammen mit William Macdonald, der sich schon früher mit historischen Stoffen beschäftigt hatte, entwickelte Thomopoulos einen ersten Entwurf für eine Serie. Gemeinsam mit dem Autor John Milius füllten sie bei HBO die Idee der Serie mit Leben.
Das Konzept sah vor, die vorchristliche Welt der Römischen Republik und der ihr eigenen Moral aus der Sicht eines einfachen Bürgers darzustellen. Rom sollte so gezeigt werden, wie es vor dem dekadenten goldenen Zeitalter der römischen Kaiser ausgesehen hatte. Das Bild einer schmucken und geordneten Stadt, wie das antike Rom in vielen Filmen präsentiert wurde, sollte widerlegt werden. Die Wirklichkeit Roms sah anders aus: eine Stadt mit einer Million Einwohnern, bei weitem die größte ihrer Zeit. Rom war ein überfüllter, lauter, pulsierender Ort, an dem großer Reichtum neben erbärmlicher Armut existierte und dessen Bewohner aus aller Welt die Stadt aus allen Nähten platzen ließen. Als die ersten drei Bücher im Jahr 2001 vorlagen, hatten sowohl HBO-Intendant Chris Albrecht als auch Carolyn Strauss, President HBO Entertainment, das Gefühl, dass ihr Projekt ein noch bedeutenderer Wegweiser werden könnte, wenn es als Serie in Fortsetzungen angelegt würde. Es war die mutigere Entscheidung, so Thomopoulos. Heller und sie selbst begannen, nach Co-Produktionspartnern zu suchen, und wurden bei der BBC fündig. Eine vorherige Zusammenarbeit mit der BBC bei der HBO-Miniserie Band of Brothers war sehr erfolgreich verlaufen. Im Frühjahr 2003 fiel die Entscheidung: Rom sollte in seiner Ursprungsstadt gedreht werden. Die Produktionsvorbereitungen begannen im August 2003 in den legendären Cinecittà-Studios in Italien. Ein internationales Team aus 350 Mitarbeitern war zusammengekommen und startete mit dem Kulissenaufbau im November 2003. Für Rom wurde der weltweit größte Set aufgebaut und fertig eingerichtet, er umfasst 20.235 Quadratmeter Studiogelände und sechs Tonstudios der Cinecittà. Rom ist die erste englischsprachige Serie, die komplett außerhalb eines englischsprachigen Landes gedreht wurde.
Die alteingesessenen Römer im Team steuerten ihr spezielles über die Stadt und ihre Geschichte bei. Alle künstlerischen Abteilungen, vom Kostümbild bis zur Innenrequisite, leisteten Arbeit auf hohem Niveau. In einigen Fällen entstammten die Künstler in zweiter und dritter Generation Kunsthandwerkerfamilien und ihre Vorfahren hatten schon bei berühmten Cinecittà-Produktionen wie Cleopatra und Ben Hur mitgearbeitet. Im Laufe der Dreharbeiten vergrößerte HBO den finanziellen Rahmen für die Ausstattung, damit ein noch authentischeres Bild von Rom entstehen konnte – das einer pulsierenden Stadt mit Glanzlichtern und Schattenseiten. Auch wurden einige Rollen neu besetzt, da durch einen erweiterten Produktionsplan einige Schauspieler nicht mehr zur Verfügung standen. Die erste Staffel wurde im Mai 2005 fertig gestellt. Die Dreharbeiten zur zweiten Staffel der Serie sollen im Frühjahr 2006 beginnen.
Story: Nach jahrelangen schweren Kämpfen erringt Julius Caesar mit seinen Legionen den Sieg über Gallien. Doch sein Triumph wird getrübt durch die Nachricht vom Tod seiner Tochter. Als nun auch noch Caesars Standarte, ein goldener Adler, von Aufständischen gestohlen wird, erhalten der Offizier Lucius Vorenus und der einfache Legionär Titus Pullo den Auftrag, das Feldzeichen zurückzuerobern.
In Rom erwirbt Caesars Nichte Atia von ihrem Liebhaber, dem Pferdehändler Timon, einen prachtvollen weißen Hengst, den ihr Sohn Octavius Caesar persönlich als Geschenk überbringen soll. Unterdessen kehrt Brutus von einem Besuch in Caesars Lager zurück. Er überbringt Briefe an seine Mutter Servilia, der Geliebten Caesars, und an Atia. Caesar bittet seine Nichte, eine neue Frau für Pompejus zu finden. Daraufhin zwingt Atia ihre Tochter Octavia, ihren Mann Glabius zu verlassen, um für den alternden Feldherrn frei zu sein. Dies sorgt für Wirbel.
Als Caesar nun im Senat der unrechtmäßigen Kriegsführung beschuldigt wird, legt Pompejus zwar sein Veto ein, doch nachdem er durch Brutus von Caesars vermeintlicher Schwäche erfahren hat, fühlt er sich dem einstigen Verbündeten nicht mehr verpflichtet. Er heiratet Cornelia, die Tochter von Scipio, einem entschiedenen Gegner Caesars.
Währenddessen stoßen Vorenus und Pullo auf die Straßenräuber, die Octavius überfallen und gefangen genommen hatten. Sie töten die Räuber und erkennen erst jetzt, welchen hochrangigen Gefangenen sie da befreien. Doch die beiden Männer haben noch mehr Glück: Sie finden die in einem Karren versteckte Standarte Caesars. Und sie töten den Sklaven des Pompejus, der im Auftrag seines Herrn mit den Räubern gemeinsame Sache gemacht hatte. Im Triumph kehren Vorenus, Pullo und Octavius in das Lager Caesars zurück, der nun entschlossen ist, nach Ravenna vorzurücken, um seinen ehemaligen Verbündeten Pompejus unter Druck zu setzen.
Darsteller: Kevin McKidd («Königreich der Himmel») ist Lucius Vorenus Ray Stevenson («King Arthur») ist Titus Pullo Ciarán Hinds («Lara Croft: Tomb Raider - Die Wiege des Lebens») ist Julius Caesar James Purefoy («Resident Evil») ist Marc Anton
Kritik: Als „actionreich, bildgewaltig und authentisch“ beschreibt RTL II die neue Serie, die in den USA beim Pay-TV-Kanal HBO lief und vom deutschen Bezahlsender Premiere kofinanziert wurde. Insgesamt 100 Millionen Dollar kostet das Projekt. Nur – und das muss man deutlich sagen: Das reicht nicht aus, um es an die Spitze der Fernsehserien zu schaffen. Die Pilotfolge beginnt viel versprechend – mit einem Gefecht zweier Truppen. Sofort wird klar, warum diese Serie um 20.15 Uhr in einer geschnittenen Fassung gezeigt werden muss. Die Authentizität bezieht sich nicht nur auf beeindruckende Kulissen, sondern auch auf die Gegebenheiten während einer Schlacht.
Unheimlich direkt und schonungslos werden die Kampfszenen gezeigt – dass diese bei den Dreharbeiten viel Zeit und Mühe in Anspruch nahmen, ist klar. Dennoch bringt diese rohe Gewalt das sonstige Gesamtbild der Serie ins Wackeln. Enttäuschend verlaufen die folgenden 20 Minuten der neuen Szene. Eigentlich ist man von US-Pilotfilmen gewohnt, dass es zu Beginn richtig zur Sache geht. «Rom» verzichtet auf dieses Feuerwerk, sondern beginnt langsam und gemächlich mit dem Erzählen der eigentlichen Geschichte.
Erst gegen Ende nimmt die – sicherlich nur für Fans von historischen Stoffen – spannende Geschichte an Fahrt auf. Die Zeit in der Caesar und Co. lebten, eignet sich eigentlich sehr gut für Verfilmungen. Nicht im geringsten Zimperlich ging man damals mit dem Feind um – Intrigen, Liebeleien und Eifersucht standen auf der Tagesordnung. Natürlich bedient sich «Rom» aus dieser Themen. Erzählt werden diese Plots recht einfühlsam, sodass sich auch weibliche Zuschauer in diesen Sequenzen recht wohl fühlen dürften.
Und genau das ist der Knackpunkt: Man könnte sagen, dass die Macher einen Spagat machen wollten und letztlich nichts Halbes und nichts Ganzes herauskam. Der Otto-Normal-Mann kann womöglich mit den doch leicht Soap-artigen Geschichten wenig anfangen, die Frauen dürften sich auf jeden Fall bei den Darstellungen von Gewalt und Brutalität angewidert abwenden. Lediglich der Fanatiker in Sachen Historienfilm wird seinen Spaß haben.
Denn die Kulissen, Kostüme und Requisiten sind in der Tat atemberaubend. Mit großer Liebe ins Detail haben die Macher Gebäude und Außensets eingerichtet. James-Bond-Regisseur Michael Apted («Die Welt ist nicht genug») musste mehr als 3000 Statisten in den Griff kriegen – eine beeindruckende Leistung. Auch die Liste der Darsteller liest sich wie das Who-is-Who Hollywoods. Hierfür gibt es klar Pluspunkte. Dennoch dürfte die Thematik wohl verhindern, dass das Format in Deutschland ein sehr großer kommerzieller Erfolg wird. Ähnlich wie bei «Empire» wäre es allerdings angebracht, das Erzähltempo in den weiteren Folgen leicht anzuheben. Verglichen mit dem ProSieben-Flop des vergangenen Jahres schneidet «Rom» ein wenig überzeugender ab, ist aber definitiv nur etwas für all diejenigen, die auf geschichtsträchtige Stoffe stehen.
RTL II zeigt die erste Staffel der Serie «Rom» (10 Episoden) ab dem 8. Juli 2007 um 20.15 Uhr in Doppelfolgen.