Der dritte Bundesvision Song Contest findet am 9. Februar 2007 im Berliner Tempodrom statt. Der große Unterschied zu den letzten beiden Jahren: Dass Juli und Seeed das Rennen für sich entscheiden würden, war in den Jahren 2005 und 2006 vorher schon recht wahrscheinlich. Ein Blick auf die Chartpositionen genügte, um diese Siege zumindest für recht wahrscheinlich zu halten. 2007 dagegen batteln sich in Stefan Raabs Bundesländer-Musikwettbewerb viele Newcomer - dazu kommen mit Jan Delay, Mia und Oomph drei Acts, die verkaufstechnisch auf etwa gleichem - hohem - Niveau stattfinden. Das sind die Teilnehmer im Überblick:
Baden-Württemberg:Tele - "Mario":
Tele kommen streng genommen aus Berlin, haben ihre Wurzeln aber im Breisgau. Ihr zweites Album "Wir brauchen nichts" erscheint im Februar und ist schon jetzt eine der besten Pop-Platten des Jahres. "Mario" ist eine catchy Rich-Kid-Biografie mit unwiderstehlich einprägsamen Refrain - Geheimtipp für eine der vorderen Positionen.
Bayern: Anajo - "Wenn Du nur wüsstest":
Die rührigen Indiepopper aus Augsburg haben sich durch Jahre langes Touren eine Fanbase aufgebaut, die jetzt noch wachsen wird. Für das romantische und sehr nostalgische "Wenn Du nur wüsstest" holen sie sich Gastsängerin Suzie Kerstgens auf die Bühne. Die war mit ihrer Band Klee selbst schon beim Song Contest dabei.
Berlin: MIA - "Zirkus":
Mieze und ihre Jungs kennt man - so waren sie vor zwei Jahren beim deutschen Vorentscheid zum "Eurovision Song Contest" dabei, ihr Video zu "Tanz der Moleküle" lief auf allen relevanten Online-Kanälen. Ob sie es schaffen, Berlin noch einmal an die Spitze zu bringen, ist freilich zweifelhaft. Das kumpelige Idenitifikationspotenzial von Seeed fehlt ihnen.
Brandenburg: Beatplanet - "Dreh Dich um und geh":
Beatplanet haben Michael Holm in ihrer Mayspace-Freundesliste, machen aber weniger Schlager als frenetischen Sixties-Pop mit deutschen Texten. Ob das nun charmant oder ganz furchtbar penetrant ist, ist wohl Ansichtssache. Trotzdem: Könnte klappen!
Bremen: Lea Finn - "Ich weiß und du weißt":
Ihr Name klingt eher nordeuropäisch denn deutsch. Gut, in Bremen ist sie geboren, für Bremen geht sie an den Start, und das ist ja schon recht weit oben im Norden. Ob sich die 25-jährige Newcomerin mit ihrem sanften Singer-Songwriter-Pop gegen die bekannten Nasen behaupten kann?
Hamburg: Jan Delay - "Feuer":
Der Beginner-Mann ist der alte Hase der diesjährigen Veranstaltung und wohl einer der besten Songwriter Deutschlands. Mit "Feuer" bewegt er sich irgendwo zwischen Soul, Funk, HipHop und Reggae - und könnte durchaus vorne landen - die ähnlich gepolten Fettes Brot wurden 2005 immerhin zweite.
Hessen: D-Flame - "Mom Song":
Daniel Kretschmer alias D-Flame war früher Azad-Homie und arbeitete bereits mit Ferris MC und HipHop-Legende Guru zusammen. Das HipHop-Urgestein aus Hessen ("Der Frankfurter Feuermann") positioniert sich 2007 eher im Dancehall-Reggae - und das durchaus erfolgreich.
Mecklenburg-Vorpommern: Melotron - "Das Herz":
Die ostdeutschen Synthiepopper mögen's nicht gerne, wenn man sie mit Depeche Mode vergleicht - dass sie mit dem Werk von Dave Gahan und Co. vertraut sind, fällt aber schon auf. "Das Herz" ist eine gepflegte Midtempo-Nummer, die sich sicher bald in den Charts finden lassen wird - völlig unabhängig von der Position beim Song Contest.
Niedersachsen: Oomph! mit Marta Jandová - "Träumst Du?":
Oomph! arbeiten nach dem Anajo-Prinzip und holen sich Die-Happy-Sängerin Martha ins Boot - und schlagen so, zumindest was die Fanzahl angeht, zwei Fliegen mit einer Klappe. Sicher ein Kandidat fürs Treppchen.
Nordrhein-Westfalen: Pohlmann - "Mädchen und Rabauken":
Pohlmann veröffentlichte sein solides Debütalbum schon vor einem guten Jahr - bisher interessierte sich nur niemand so richtig dafür. Dass sich daran mit "Mädchen und Rabauken" etwas ändern wird, ist eher zu bezweifeln - an die Deutschpop-Konkurrenz von Tele, Anajo oder Kim Frank kommt er nicht ran
Rheinland Pfalz: Kalle feat. M.A.R.S. Allstars - "Aber Nice":
Reggae die zweite: Das siebenköpfige Kollektiv aus der Pfalz hat sich dem groovigen Offbeat verschrieben - und Fanta-Vier-Mann Thomas D. in den Background-Chor geholt. Ob das die Herren nach oben führen kann, ist freilich zu bezweifeln.
Saarland: B-Stinged Butterfly - "Liebe":
Na gut - so viele Bands hat das Saarland wohl nicht. Nachdem das Mini-Land letztes Jahr mit Reminder wenig spannenden Emorock ins Rennen schickte, ist jetzt wenig spannender Deutsch-Metal an der Reihe. Platzierungs-Prognose: hinteres Mittelfeld.
Sachsen: Manja - "Es ist die Liebe":
Die Newcomerin und Ex-Djane startet mit einem Song, der die großen Gefühle in ein etwas zu harmonisches Soul-Reggae-Kissen einpackt. Klingt wie eine Mischung aus Bob Marleys "No Woman, No Cry" und Kirchentag
Sachsen-Anhalt: Jenna + Ron - "Jung und willig":
Das Geschwisterpaar pfeift uns eins - und erinnert mit seinem Baukasten-Elektrorock ein wenig an die letztjährigen Total-Verlierer AK 4711. Textzeilen wie "Ich will high sein, Oh ich liebe diese fuckin' Welt" irritieren ein wenig, ein Ohrwurm ist "Jung und willig" trotzdem.
Schleswig-Holstein: "Kim Frank - Lara":
Mit seiner Band Echt und dem Song "Du trägst keine Liebe in Dir" brachte Kim Frank 1999 auch harte Jungs zum Weinen - "Lara", seine Solo-Debütsingle folgt dem gleichen Ansatz: viele Streicher und ein Refrain, der voll auf Pathos setzt: ganz, ganz großartiger Song!
Thüringen - Northern Lite - "Enemy":
Die Erfurter Northern Lite nennen ihre Musik Neopop - im Endeffekt ist's eher eine Mischung aus Rock-Songwriting und Elektro-Beats. Was nur wenige wissen: Die Band hat ihre Wurzeln in der Techno-Szene - dicke Beats sind also garantiert.
Quelle:web.de