Für den berühmteste Zauberlehrling der Welt sah es selten so schlecht aus: Harry Potter hat den finsteren Lord Voldemort zurückkehren und seinen Mitschüler Cedric töten sehen, konnte selbst nur mit knapper Not entkommen und kämpft seither mit schlimmen Albträumen. Doch das Zaubereiministerium will die Rückkehr des bösen Voldemort nicht wahrhaben und leugnet sie mit allen Mitteln. So muss Harry in seinem fünften Abenteuer nicht nur vor dem Bösen auf der Hut sein und mit seinen eigenen düsteren Visionen ringen, sondern sieht sich auch in seiner vertrauten Umgebung im Zauberinternat Hogwarts mit Anfeindungen und Misstrauen konfrontiert.
Kein Wunder, dass «Harry Potter und der Orden des Phönix» der bislang dunkelste und trotz durchaus gelungener komischer Momente über weite Strecken ernsteste Film der Reihe ist, was sich auch in der Erzählweise des neuen Regisseurs David Yates niederschlägt. Der Film wendet sich klar an ein älteres Publikum als die Vorgänger, zeigt mehr Grautöne und ambivalente Gefühle. So wachsen in Harry (Daniel Radcliffe) immer mehr Selbstzweifel, entdeckt er immer deutlicher auch seine eigene dunkle Seite und ringt mit widersprüchlichen Empfindungen.
Zu allem Überfluss legt der Protagonist sich auch noch mit der neuen Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste an: Dolores Umbridge (Imelda Staunton), die im Auftrag des Zaubereiministeriums über die Zustände in Hogwarts wacht. Staunton, bekannt aus «Vera Drake», ist eine grandiose Besetzung für die Rolle, arbeitet herrlich die Grausamkeit und Herrschsucht hinter der Fassade der stets pink gekleideten und immer zuckersüß lächelnden Lehrerin heraus.
Überhaupt wurden den etwas schwächelnden Dauer-Hauptdarstellern Rupert Grint und Emma Watson als Harrys Freunde Ron und Hermine viele tolle Schauspieler zur Seite gestellt. Neben Helena Bonham Carter (»Fight Club», «Big Fish») als verrückte und bösartige Bellatrix Lestrange glänzt vor allem die junge Evanna Lynch als verträumte Außenseiterin Luna Lovegood. Luna und einige andere Schüler machen mit bei Harrys verbotenem Projekt: Da Lehrerin Umbridge ausschließlich nutzlosen Theorie-Unterricht gibt, gründet er eine Geheimorganisation und übt dort die Verteidigungszauber für den drohenden Kampf gegen das Böse heimlich in einem versteckten Raum.
Fein säuberlich sind in dem Film die gegensätzlichen Stimmungen im Leben der Schüler herausgearbeitet: Tagsüber herrschen unter Umbridges strenges Regime Niedergeschlagenheit und Angst, doch in den heimlichen Zauberei-Übungsstunden blühen die Kinder auf und werden unter Harrys wachsamen Blicken immer geschickter und wehrhafter.
Drehbuch mit Schwächen
Yates ist der Spagat gelungen, für die Millionen Fans der Harry-Potter-Bücher relativ eng an der Vorlage zu bleiben, gleichzeitig aber eigene Schwerpunkte zu setzen. Allerdings weist das Drehbuch an einigen Stellen Schwächen auf. Dort wurden die Inhalte des längsten Potter-Bandes so gerafft, dass sie für Nicht-Kenner der Buchvorlage kaum nachvollziehbar sein dürften. Da es sich teils um für die Haupthandlung wenig entscheidende Details handelt, bleibt die Frage, warum sie nicht ganz gestrichen wurden - möglicherweise ein Zugeständnis an die Buch-Kenner, die auch beim Kino-Publikum in der Mehrheit sein dürften.
Für die Darstellung von Harrys Prozess des Erwachsenwerdens unverzichtbar ist hingegen freilich seine gespannt erwartete erste Kuss-Szene, zu der Darsteller Radcliffe und Kuss-Partnerin Kim Leung seit Wochen immer wieder befragt wurden. Noch schöner als der süße Teenager-Kuss unter einem plötzlich auf magische Weise aufgetauchten Mistelzweig ist allerdings die anschließende Szene, in der Harry mit verschmitzt-seligem Grinsen seinen Freunden von dem Ereignis berichtet.
Liebevolle Ausstattung
Wie bereits die vorangegangenen Filme glänzt auch der fünfte Teil der Reihe mit liebevoller, detailgetreuer Ausstattung. So herrscht Lehrerin Umbridge in einem Büro voller scheußlicher Zierteller mit aufgedruckten Katzen, die sich - wie bei Zauberern üblich - natürlich auch bewegen. Die Tür zum versteckten Übungsraum der Schüler taucht aus dem Nichts in einer massiven Steinmauer auf, und das Zaubereiministerium ist ein gigantisches Gebäude mit hunderten grün leuchtenden Kaminen, durch die ständig illustre Zauberer-Gestalten an- und abreisen.
Mit grandiosen Effekten warten die Filmemacher auf, als Rons rebellische Brüder Fred und George Weasley sich in der fröhlichsten Film-Szene mit einem riesigen Feuerwerks-Spektakel aus dem allzu trübe gewordenen Schulalltag davonmachen. Höhepunkt ist aber das Finale im Ministerium, bei dem Harry und seine Freunde im Kampf gegen die Anhänger Voldemorts erst tausende gläserner Kugeln zerdeppern und den Raum in einem Scherbenmeer versinken lassen, ehe im grandiosen Showdown Hogwarts-Schulleiter Albus Dumbledore auf den bösen Voldemort trifft. Alles in allem ein überaus gelungener Film, der den Fans die Zeit bis zum Erscheinen des letzten Buches angenehm verkürzen wird.
War sehr interessant . Interviews mit den Darstellern , Filmausschnitte ( natürlich nicht die spannenden ) etc. Nazan Eckes war am Set und hat auch mit " Neville " im Griffindor Gemeinschaftsraum und Schlafsaal geschwatzt , war alles ganz nett anzuschauen .
Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden
Offline
