Herbert Feuerstein wird in den nächsten Tagen 70
wenn ich wüsste das ich so fit und rüstig auch mit 70 währe
dann würde ich mich drauf freuen in dieses alter zu kommen.
Geboren 1937 im Bahnhofsgebäude von Zell am See (Österreich), in der Dienstwohnung seines Vaters, Fahrdienstleiter der eingleisigen Schmalspurbahn zu den Krimmler Wasserfällen. Genau so verlief auch sein weiteres Leben: Eingleisig, schmalspurig und mit Getöse nach unten.
In Salzburg versuchte Herbert Feuerstein aufzuwachsen, wurde aber nur 1,65 m. (Zum Vergleich: Danny de Vito 1,58 m; Prince 1,60 m; Norbert Blüm 1,64 m.) In seiner Schulzeit galt er als Wunderkind: Alle wunderten sich, wie kindisch er war. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
1956 Abitur, parallel zur Schule Musikstudium am Mozarteum (Klavier, Cembalo, Komposition), das 1959 wegen Beleidigung des Hochschulpräsidenten im "Linzer Volksblatt" mit dem Rauswurf endete - Feuersteins erfolgreicher Einstieg in den Journalismus. Daneben reges Interesse an der Medizin und Ausbildung zum staatl. geprüft. Hypochonder. 1960 bis 1969 in New York als Journalist (Tageszeitung und Hörfunk); dabei erste Begegnung mit der Satire - als Pressereferent im Österreichischen Generalkonsulat, wo er zuletzt einen Tag lang Beamter war (die Anstellung erfolgte nach dreijährigem Antrag im Herbst 1969, genau in der Woche seiner Abreise). Amerika-Korrespondent für die Zeitschrift "Pardon" und erstes Buch ("New York für Anfänger" mit Tomi Ungerer, 1969), für 30 Jahre auch sein letztes.
1969 zurück nach Frankfurt als Leiter des Satireverlags "Bärmeier & Nikel", der zwei Jahre später Pleite machte. Danach Macher und Chefredakteur des deutschen MAD (bis Ende 1991) mit insgesamt 5 Millionen Büchern und 50 Millionen Heften, was sowohl eine gute als auch eine schlechte Seite hatte. Die gute zuerst: Feuerstein hat damit rund eine Milliarde Lacher erzeugt. Die schlechte: Er ist mit schuld am Waldsterben (ca. 100.000 Bäume für das Papier).
Der Einstieg ins Fernsehen kam 1984 in der legendären Michael-Braun-Show (WDR 3), für die Feuerstein als Autor tätig war; daraus entstand eine kurzlebige eigene Sendung ("Wild am Sonntag", ARD), in der schon 1986 das Fernsehen von heute vorweggenommen wurde: Kaum Zuschauer bei irrsinnigen Produktionskosten. Daneben gab es mehrere Hörfunk-Serien von und mit Feuerstein bei den Privaten.
1990 folgte "Pssst..." - und damit die Begegnung mit Harald Schmidt. Es war Abneigung auf den ersten Blick, und damit die Grundlage einer fruchtbaren Zusammenarbeit: Feuerstein schuf das Konzept und Schmidt ignorierte es. So entstand "Schmidteinander" (50 Folgen).
Danach begannen Feuersteins Lehr- und Wanderjahre: Als Kaiser im "Weißen Rössl" (Hamburg), als Frosch in der "Fledermaus" (Leipzig, 1995-97), als Kidnapper von Mutter Beimer ("Entführung aus der Lindenstraße", ARD), als Forscher und Entdecker in "Feuersteins Reisen" (9 Folgen, WDR) und "Feuersteins Tierversuchen" (WDR) und als Spartakus, der größte Stuntman der Welt ("Wochenshow", SAT 1), laut Feuerstein weniger eine Rolle als eine Lebensbeschreibung. Schließlich der Rekord im Dauernerven: "Feuersteins Nacht", zwei zwölfstündige Live-Sendungen im WDR (1997 und 1998), sowie "Feuersteins Morgengrauen", die ersten sechs Stunden des neuen Millenniums (Silvesternacht 1999, WDR). Und obwohl er immer wieder verkündet, mit dem Fernsehen Schluss zu machen, sehen wir ihn mehr denn je: In der Talkshow-Mühle, als Reporter im ARD-Morgenmagazin, als Gestalter der Fernsehporträts über Bastian Pastewka und Reinhold Messner, als Ratefuchs in "Was bin ich?", der Wiederaufnahme der ältesten Quizshow der Welt (150 Folgen, 2000 bis 2004 in Kabel1) sowie als regelmäßiger Gast bei "Genial daneben" (SAT.1). Außerdem zu sehen als Vergangenheitsbewältiger im Grimmepreis-gekrönten Fernsehfilm "Die Nachrichten" (2005, ZDF) und als "Rumpelstilzchen" in der gleichnamigen Fernsehparodie (2006, ProSieben), angeblich Feuersteins zweites Ich.
Ab Sommer 1998 richtiges Theater in der Rolle des gequälten Regisseurs Leon in "Liebe, Lügen, Lampenfieber" (Komödie, Berlin), gefolgt von Deutschland-Tournee (1999) und Gastspielen in Hamburg (2000) und Dresden (2004) mit insgesamt 200 Vorstellungen. Auch als Amtsdiener Frosch in der "Fledermaus" geisterte Feuerstein wieder über die Bühnen: 2002 im Bergtheater Thale sowie von 2003 bis 2005 an der Kölner Oper.
Weil er den rausschmiss aus der Musikakademie vor 40 Jahren nicht verkraften kann, macht Feuerstein seit sechs Jahren die Konzertsäle zwischen Bremen und Wien mit Klassik-Präsentationen unsicher, vor allem mit seinem Musikkrimi "MozartMordNacht", der allein im Mozartjahr 2006 mit verschiedenen Orchestern 20 Mal auf dem Programm steht. Dazu auch Fernsehkonzerte wie "Jugend musiziert", "Meister von Morgen" und "Ach Wolferl" (WDR und HR) sowie die Reihe "Opern ohne Sänger" und zahlreiche musikalisch-literarische Hörfunkprogramme (WDR "SpielArt").
Feuerstein gibt's auch im Kino, zum Glück nur in kleineren Rollen: "Nicht mit Leo" und "Der Trip" (Komödien), "Fake" (Krimi) und "Manila" (Kunst) sowie ein Miniauftritt in der Langfassung des Kultfilms "Der Schuh des Manitu". Fast selbstverständlich, dass er in "Die Unglaublichen" dem Wadenbeißer Mr. Huph, der genau so aussieht wie Feuerstein, seine Stimme verlieh.
Auch der Buchhandel kommt inzwischen nicht mehr ohne Feuerstein aus: Drei Reisebücher (mit bisher fast 200 Lesungen im ganzen Land): "Feuersteins Reisen", "Feuersteins Ersatzbuch" und "Feuersteins Drittes" sowie der Sammelband mit alten und neuen Texten "Frauen Fragen Feuerstein" (alle im Heyne-Verlag). Und wer wissen will, wie Mozarts Stimme klingt und was er WIRKLICH komponiert hat, erfährt dies aus Feuersteins neuem Hörbuch "Die Tagebücher des W.A.Mozart" (Text von Eugen Egner, Random House Audio).
Feuersteins 1. Flugzeug
Feuerstein privat:
Dreimal verheiratet (hintereinander). Radfahrer. Schnellkoch (nichts darf länger als 30 Minuten dauern). 1972 Pilotenschein erworben, 1989 zurückgegeben (auf dringenden Wunsch der Fluglotsen). 1 Tochter, 2 Preise ("Grimme-Preis" und "Bambi", 1994).
Feuersteins Lebenswerk:
Bereicherung der deutschen Sprache durch die Wörter "lechz" (1973), "würg", "stöhn" und "hechel" (1974).
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Drei Gründe, warum Feuerstein seinen Geburtstag nicht verrät:
1. Weil ich nicht will, dass man mir die Bude stürmt.
2. Weil ich nicht will, dass man mich mit Geschenken überhäuft.
3. Weil ich nicht den ganzen Tag warten will, dass man mir die Bude stürmt und mich mit Geschenken überhäuft, und dann kommt doch wieder kein Schwein.
Herbert Feuerstein
http://www.herbertfeuerstein.de/