Amélie von der Marwitz
Folgen 203 - 597
Anna Teluren
Biografie
Rothaarig ist sie, temperamentvoll und fröhlich: Amélie von der Marwitz, die “Grand Dame” der Lindenstraße. Dass die couragierte junge Alte mit der großen Klappe und dem goldenen Herz ständig ihre Nase in die Probleme anderer Leute steckt, liegt nicht etwa an ihrer Neugierde, sondern am großen Interesse, das sie für ihre Mitmenschen aufbringt.
Amélie Augusta Rafaela von der Marwitz wird am 15. Oktober 1914 in Neuruppin (Berlin-Potsdam) geboren. Alle vier Männer, die sie ehelicht, sterben: Fritz (Gutsbesitzer) fällt 1940 im Krieg, Ernst-August (Fabrikant) stirbt angeblich 1945 auch an der Front, Eduard (Apotheker) verunglückt 1965 tödlich und Hannes (Physikprofessor) stirbt 1982 an einem Schlaganfall. Mit ihrem zweiten Ehemann Ernst- August hat sie drei Kinder, allesamt Söhne.
Seit 1974 lebt Amélie in München. Sie hat sieben Enkel, darunter Julia von der Marwitz. Ihre beste Freundin, bereits seit Kindertagen, ist Lydia Nolte.
Trotz ihres hohen Alters ist Amélie sehr reiselustig. So erkundet sie 1990 gemeinsam mit Lydia Rom (Folge 240), obgleich Lydias Tochter Berta Griese Österreich für wesentlich angemessener gehalten hätte. Nach ihrer Rückkehr beschließt Amélie, ihre Freundin Lydia bei sich in der Wohnung aufzunehmen (Folge 243).
Als sich schließlich Franz Wittich in sie verliebt und ihr im Januar 1991 einen Heiratsantrag macht (Folge 269), gibt sie ihm zunächst keine Antwort. Wenig später fährt sie alleine mit der Transsibirischen Eisenbahn durch Russland (Folge 274) – und kehrt gesund und hellauf begeistert von ihrer vierwöchigen Reise zurück (Folge 278).
Wieder in München, stellt sie Franz Wittich eine Aufgabe (Folge 280): Wenn er sein gutes Herz beweist und ein halbes Jahr den Südafrikaner David Motibe bei sich aufnimmt, wird sie ihn anschließend heiraten. Eigentlich kommt eine Ehe mit Wittich für Amélie jedoch nicht in Frage.
Anfang August 1991 lernt Amélie bei einem Spaziergang im Park zufällig die 10jährige Lisa Hoffmeister kennen (Folge 297). In den folgenden Wochen trifft sie das zurückhaltende Mädchen häufiger. Dabei bemerkt sie immer neue Verletzungen bei der Kleinen. Ihr Verdacht, dass Lisa von ihrer Mutter misshandelt wird, bestätigt sich, als Amélie mit dem Mädchen zu Dr. Dressler geht. Amélie beschließt, das Jugendamt einzuschalten (Folge 303).
Nach Ablauf der “Testzeit” für Franz Wittich erinnert dieser die Angebetete an die gemeinsame Vereinbarung. Amélie möchte ihr Wort nicht brechen, überzeugt den Verehrer aber mit einem Trick davon, dass es gesünder ist, alleine zu bleiben: Ein Buch über Giftmorde, das im rechten Moment aus ihrer Handtasche ragt und Erzählungen über die dubiosen Tode ihrer Ex-Ehemänner enthält, schlägt Herrn Wittich in die Flucht (Folge 320).
Fortan widmet Amélie ihre Aufmerksamkeit immer mehr der kleinen Lisa. Sie versucht, das Kind vor der unberechenbaren Mutter in Schutz zu nehmen und kümmert sich um Lisa, als sie krank ist (Folge 327). Als das Mädchen schließlich ins Heim kommt, weil Dagmar Hoffmeister das Sorgerecht entzogen wurde, stellt Amélie einen Antrag auf Pflegschaft. Er wird jedoch vom Jugendamt mit der Begründung abgelehnt, Amélie sei zu alt (Folge 339).
Schließlich übernimmt Gabi Zenker im August 1992 die Pflegschaft für Lisa (Folge 350). Doch das Mädchen bleibt schwer zugänglich. Um ihre Mutter zurück zu gewinnen beschließt Lisa im Sommer 1993 Amélie, die aus Sicht des Kindes Schuld an der Trennung ist, umzubringen. Doch der Mordversuch in Amélies erst kürzlich bezogener Wohnung in der "Lindenstraße" scheitert (Folge 397). Frau Hoffmeister sieht ihre Tochter nun erst recht als Belastung an und will nichts mehr mit ihr zu tun haben. Amélie ist verstört über Lisas Verhalten und begibt sich für längere Zeit in Kur (Folge 400).
Im August 1994 bringt Lydia Nolte Ernst-Hugo von Salen-Priesnitz, ihren Mitbewohner im Seniorenheim “Haus Tannenhöhe” mit in die “Lindenstraße” (Folge 455). Amélie verliebt sich sofort in den stattlichen Mann. Obgleich ihr Bedarf nach vier Ehen eigentlich gedeckt sein müsste, erwachen in ihr mitten im Hochsommer Frühlingsgefühle. Unter dem Motto "Carpe Diem - Nutze den Tag”, beginnen die beiden Adeligen eine sehr harmonische Beziehung. Doch der Tod ihrer Freundin Lydia im Januar 1995 stürzt Amélie in tiefe Trauer (Folge 476).
Im März 1995 zieht Enkelin Julia zu ihr (Folge 484), die eine Ausbildung zur Tierpflegerin im Münchener Zoo machen möchte. Als überzeugte Tierschützerin und Vegetarierin engagiert sich Amélies Enkelin auch ausserhalb ihrer Ausbildung für den Tierschutz und wird schließlich sogar Mitglied bei der militanten Tierschutzgruppe "Salamander" (Folge 559).
Durch einen Zufall entdeckt Priesnitz im April 1996, dass Amélies angeblich gefallener Gatte Ernst-August noch lebt (Folge 540). Sie hatte sich von ihm scheiden lassen, und nur behauptet, er sei tot, um keine Rechenschaft über ihre Ehe mit dem KZ-Kommandanten ablegen zu müssen. Als Julia erfährt, dass ihr Großvater doch noch lebt (Folge 545), ist sie entsetzt, ihr ganzes Leben lang von ihrer Großmutter belogen worden zu sein und drängt Amélie, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Gemeinsam reisen sie nach Würzburg in das Altersheim, wo Ernst-August seinen 90. Geburtstag begeht (Folge 553). Der senile Greis erkennt seine Ex-Frau jedoch nicht.
Nach einer Tierschutzaktion wird Amélies Enkelin plötzlich krank: Eine junge Katze, die Julia aus einem Versuchslabor gerettet hat, hat sie gebissen (Folge 563). Als Amélie ihre Enkelin schließlich mit hohem Fieber und Halsschmerzen ins Krankenhaus bringt, kann nichts mehr für sie getan werden. Julia stirbt an der zu spät erkannten Tollwut (Folge 565).
Weitere Schicksalsschläge bleiben nicht aus: Im Februar 1997 erfährt Priesnitz, dass er einen unheilbaren Gehirntumor und somit nur noch drei Monate zu leben hat (Folge 585). Er macht Amélie einen Heiratsantrag, verschweigt jedoch seine Krankheit. Amélie stimmt freudig zu und heiratet nunmehr zum fünften Mal (Folge 589). Priesnitz erfüllt ihr sogar den Wunsch nach Vogelgesang auf ihrer Hochzeit - wenn auch nur vom Band aus seiner Manteltasche...
Kurz darauf fliegt der Schwindel auf: Amélie findet Beipackzettel von Priesnitz‘ Medikamenten und erfährt die Wahrheit (Folge 590). Sie ist fassungslos und beschließt, da sie ohne ihn nicht mehr leben möchte, mit ihm zu sterben.
Liebevoll bereitet sich das Paar mit einer Überdosis Schlaftabletten auf den gemeinsamen Freitod vor. Am 08. Mai 1997 (Folge 597) scheiden sie, auf Rosen gebettet, aus dieser Welt.
Quelle:
http://www.lindenstraße.de