Dieter Rantzow fällt vor allem durch sein wenig sympathisches Auftreten auf und legt sich nicht selten mit seinen Mitmenschen an. Doch die verkrachte Existenz hat es nicht immer leicht gehabt…
Dieter Rantzow wird am 13. November 1957 im sächsischen Borna geboren. Als junger Mann versucht er illegal die DDR zu verlassen. Doch die Flucht wird vereitelt, als seine vier Jahre jüngere Schwester Claudia ihn bei der Stasi denunziert. Ein Drama, das das Verhältnis der Geschwister stark belastet – schließlich sitzt Dieter deswegen von 1976 bis 1982 im Gefängnis. 1985 heiratet der gelernte Maschinensetzer seine Freundin Doris, zwei Jahre später wird die gemeinsame Tochter Natascha geboren. Doch die Ehe geht in die Brüche und wird geschieden.
Am 29. November 1991 steht Dieter Rantzow unerwartet vor der Tür seiner Schwester Claudia. Da er in der Heimat keine berufliche Perspektive hat, ist er zu ihr nach München gekommen um sich eine neue Arbeitstelle zu suchen. Obwohl Claudia wenig beigeistert beim Anblick des Bruders wirkt, bietet sie ihm vorläufig einen Schlafplatz in ihrer Wohnung in der Lindenstraße Nr. 3 an (Folge 313).
Bald darauf lernt Dieter den Freund seiner Schwester, den zehn Jahre jüngeren Benny Beimer, kennen. Ihm gegenüber macht Dieter Andeutungen, dass er zu DDR-Zeit wegen Republikflucht im Gefängnis saß und dass Claudia an seiner Inhaftierung nicht ganz unschuldig gewesen sei…(Folge 314). Natürlich gibt er Claudia damit Bennys Neugierde preis und sorgt für einigen Trubel in deren Beziehung.
Indem Dieter seine Schwester mit der Vergangenheit konfrontiert, versucht er ihr einen Job in ihrem Blumenladen abzuringen. Doch trotz ihres schlechten Gewissens weigert Claudia sich, Dieter eine Stelle anzubieten. Als sie ihn stattdessen mit 500 DM zu beschwichtigen versucht, platzt Dieter der Kragen: Mit dieser Summe lasse er sich nicht abspeisen, poltert er – und verlässt die Stadt in Richtung Heimat (Folge 314).
Erst im November 1994 versucht Dieter erneut, in der Bayernmetropole Fuß zu fassen. Wieder nistet er sich bei Claudia ein, die mittlerweile mit dem Schuhmacher Olaf Kling verheiratet ist. Und wieder ist Dieter wenig willkommen…(Folge 468).
Das Liebesglück der Frischvermählten stellt der arbeitslose Maschinensetzer auf eine harte Probe: Anstatt sich um seine Zukunft zu kümmern, thront Dieter resigniert auf Claudias Sofa, betrinkt sich und bejammert sein Schicksal. Allem voran weint er um Tochter Natascha, deren Mutter ihm das Besuchsrecht entzogen hat.
Die Schmach, den Bruder einst bei der Stasi verpfiffen zu haben, setzt Dieter wieder als Druckmittel gegen Claudia ein. Doch trotz der Sorge um ihren Ruf weigert sich Claudia weiterhin, ihrem Bruder im Laden Arbeit zu geben.
Besonders lästig wird Dieter in angetrunkenem Zustand. Im griechischen Wirtshaus „Akropolis“, das ihm innerhalb kürzester Zeit zum zweiten Zuhause geworden ist, ertränkt er häufig seinen Kummer. Silvester 1994 kommt es dort zu einem Eklat als Dieter betrunken die anwesenden Gäste als „vollgefressene Wessis“ und als „Kapitalistenhuren“ beschimpft (Folge 474). Claudia, die den Vorfall miterlebt, ist aufs Äußerste beschämt.
Im neuen Jahr hält sich Dieter mit einem Job als Zeitungsdrücker über Wasser. Doch schon bald ist er von der neuen Tätigkeit frustriert, denn der Verdienst ist gering und die Nachbarn in der Lindenstraße scheinen nicht willens, sich von Dieters Verkaufsargumenten zu einem Zeitschriften-Abo überreden zu lassen…
Aber nicht nur den Nachbarn wird Dieter lästig: Auch Olaf ist der Schwager ein Dorn im Auge, denn dieser möchte Frau und Wohnung lieber mit dem heiß ersehnten Nachwuchs statt mit dem jammernden Dieter teilen. Zwischen Olaf und Claudia kommt es deshalb immer häufiger zu Streitereien.
Im März 1995 kündigt sich Besuch von Dieters achtjähriger Tochter Natascha an – Dieter ist überglücklich! Um so herber ist seine Enttäuschung, als Nataschas Mutter dem Wiedersehen in letzter Minute einen Strich durch die Rechnung macht (Folge 486). Unglücklich verkriecht sich Dieter wieder und verfällt in Selbstmitleid.
Nach einer Auseinandersetzung mit Claudia zettelt Olaf einen Streit mit dem kampflustigen Zeitungsdrücker an, aus dem Dieter ein blaues Auge davonträgt… (Folge 491).
Weniger glimpflich verläuft jener Tag für Dieters Schwester: Als Olaf bemerkt, dass Claudia heimlich mit der Pille verhütet, fordert er so vehement seine „ehelichen Rechte“ ein, dass Claudia panisch und kopflos aus der Wohnung auf die Straße flüchtet. Dort wird sie von einem Auto ergriffen und stirbt.
Trotz des Katz-und-Maus-Spiels, das sich Dieter gerne mit seiner Schwester lieferte, trifft ihn Claudias Tod tief. An ihrem Grab bricht er weinend zusammen. Da Dieter trotzdem in der Lindenstraße bleiben möchte, lässt Olaf seinen Schwager weiter bei sich wohnen. Außerdem bietet er ihm einen Job in Claudias Blumenladen an.
Dieter geht nun endlich einer attraktiven Beschäftigung nach und meistert die Anforderungen des Blumenladens mal besser und mal schlechter. Am Stammtisch im „Akropolis“, an dem er öfter teilnimmt, spricht Dieter nun auch offen über seine DDR-Vergangenheit und seine Konflikte mit der Stasi. Allerdings eckt er mit seiner Offenheit eher an, als dass er das wahre Interesse seiner Zuhörer weckt.
Am 16. November 1995 ist Dieter an Bord des Reisebusses, der die Bewohner der Lindenstraße zur Hochzeit von Helga Beimer und Erich Schiller bringen soll. Doch die Reise endet im Nirwana: Der Bus verunglückt und fordert den Tod von Dieter Rantzow (Folge 520).
Dieter Rantzow wird nach Sachsen überführt und in seiner Heimatstadt Borna beigesetzt.